Borchorster Hof
Der Borchorster Hof liegt am Südring und hatte die gefährdete Südwestecke zu schützen. Hart ist er an den inneren Wall gerückt, von dem hier noch beträchtliche Reste erhalten sind. Von den Bauwerken der Horstmarer Burgmannen ist er das älteste. Der Name stammt von den ersten Besitzern, den Herren von Borchorst. Ihnen folgten 1427 die Herren von Morrien. Aus diesem bedeutenden Adelsgeschlecht stammte auch Dietrich von Morrien, der 1521 Anna von Valke vom Falkenhof in Rheine heiratete. Kurz nach dieser Hochzeit könnte der Hof neu errichtet worden sein, wie das verwitterte Wappen Valke im Nordgiebel vermuten lässt.
Wie bei den anderen Höfen so finden wir auch hier zur Straße hin eine hohe Mauer in der ganzen Länge des Grundstücks. Den Eingang bilden zwei Steinpfeiler mit Vasen. Mit diesem einladenden Motiv der Zeit um 1800 wird auf den großen Innenhof vorbereitet. Fast wirkt er wie der ,,Ehrenhof“ eines Barockschlosses.
Das zweistöckige, sehr breit gelagerte Herrenhaus mit seinen großen Fenstern hat nämlich rechts noch einen vorspringenden Seitenflügel in den Bauformen des Haupthauses. Früher befand sich auch links ein jüngerer Flügel. So wurde der breite Innenhof geschlossen. Das wohl kurz nach 1820 (damals übernahm es der Fürst zu Salm-Horstmar, um darin einen Teil seiner Rentei unterzubringen) veränderte Haupthaus ist wegen seiner Giebel interessant. Sie stammen noch vom ursprünglichen Bau. Wir finden sehr hohe Treppengiebel aus Ziegelsteinen ohne die sonst üblichen Ecken aus Sandstein. Die einzelnen Stufen tragen an ihren Seiten übereckgestellte Postamente, wie sie auch am jüngeren Dreiecksgiebel des Münsterhofs zu finden sind.
Wie dort müssen auch hier spitze Sandstein-aufsätze, sog. ,,Fialen", als Bekrönung gestanden haben. Dadurch müssen die Giebel früher noch steiler ausgesehen haben, noch gotischer. Die nächsten Verwandten dieser frühen Giebelformen gibt es in Schloss Herten bei Recklinghausen. Hier wird uns um 1528 auch der Baumeister genannt: Henrik de Suyr aus Coesfeld. Im selben Jahr erbaute er auch das später wieder abgebrochene Schloss Nordkirchen in den gleichen Formen. Und dessen Bauherr war Gerd von Morrien, der Bruder des Erbauers des Borchorster Hofes. Es liegt also nahe, auch hier ein Bauwerk des Henrik de Suyr oder seines Sohnes Johann zu vermuten.