Merveldter Hof
Der 1561 erbaute Merveldter Hof der Herren von Merveldt steht mit der Rückwand auf dem Rand des ehemaligen Stadtgrabens. Der letzte Grabenrest wurde erst Ende der 70er Jahre des 20. Jh.s zugeschüttet. Zur Straße hin bildet wieder eine Mauer den bekannten großen Innenhof. Heute ist das Bauwerk eine Zweiflügelanlage. Allerdings ist hier der rechte Seitenflügel zweistöckig und so hoch wie das Haupthaus. Wer gut beobachtet, stellt sicherlich fest, dass auch ein linker, ebenfalls zweistöckiger Flügel vorhanden gewesen sein muss. Er wurde vor knapp 300 Jahren abgebrochen (an seinem Ansatz steht eine der seltenen Eiben solchen Alters). So war hier also der später in der Barockzeit so beliebte Dreiflügeltyp zu finden.
Der Merveldter Hof ist eine der frühesten Anlagen dieses Typs im Münsterland. Während das Haupthaus wenig Interessantes bietet, zeichnen sich Seitenflügel und Ostgiebel durch eine Besonderheit aus: im Mauerwerk erscheinen abwechselnd Lagen von roten Ziegelsteinen und weißen Sandsteinen, ähnlich wie bei einer durchwachsenen Speckseite. Diese ,,Specklagen" treten hier erstmals nachweisbar in Westfalen auf.
Das Motiv kommt aus den flämischen Niederlanden und findet sich 60 Jahre später nochmals auf Haus Alst wieder. So muss das Bauwerk früher ungemein farbig und reich gewirkt haben. Heute ist die Anlage durch fortwährende Umbauten und Veränderungen und durch natürlichen Verfall entstellt. So wurden alle Giebelschrägen stark vereinfacht. Besonders die Nordseite zeigt lehrreich die Änderungslust der Bewohner. Vermauerte und neu eingebrochene Fenster, Reste von zwei doppelten Abtritterkern nebst den Spuren ihrer Benutzung, abgeschlagene Gesimse und Flickwerk in der Mauer. Die schon am Boden beginnende Flickstelle auf dem Südgiebel, in der Reste eines Wappens von Valke vermauert sind, zeigen an, dass hier früher ein ,,Utstich“, ein Bodenerker also hervorragte.